Seit es Nüsse gibt, also schon SEHR lange, zählen sie zu den Aphrodisiaka. Pinienkerne, eigentlich Samen der Pinie und gar keine Nüsse, waren Aphrodites Favorit. Walnüsse waren dem sinnenfreudigen Dionysos geweiht. Pistazien, so hieß es, "fördern die unkeuschen Gedanken". Für die Germanen waren Haselnüsse Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Sonnenblumen- und Kürbiskerne (auch keine Nüsse) gelten noch heute in manchen Ländern als Langzeit-Aphrodisiakum.
Als sehr altes Nahrungsmittel dürfte die Hasel schon bei Steinzeitkulturen einen hohen Stellenwert besessen haben.
Zumindest aus germanischer Zeit ist überliefert, dass die „Frau Haselin“ nicht gefällt werden durfte.
Fremde durften von Haselsträuchern nicht mehr als eine Handvoll Nüsse nehmen.
Im antiken Rom war die Hasel ein Friedenssymbol. Unterhändler bei Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen hatten als Zeichen ihrer
guten Absichten einen Haselzweig in der Hand. Noch in historischer Zeit wurden in Deutschland Mahl- und Gerichtsstätten mit den „Summerlatten“,
den Johannistrieben der Hasel, abgesteckt. Haselzweige dienten auch als Grenzsteine. Der Weiser-Stab von Gerichts- und Forsthoheit bestand
aus Haselholz. Dem Strauch wurden auch abwehrende Eigenschaften zugesprochen: Mit einem Haselzweig sollte man sich Schlangen und Hexen
erwehren können. Daher wünschte sich auch Aschenputtel eine Haselgerte für das Grab ihrer Mutter.
Odin soll Hillebrand mit Haselruten den Verstand geraubt haben, Skirnit mit den Zweigen der Hasel die Riesin Gerd dazu gebracht haben,
Frey zu ehelichen.
Der geflügelte Stab des griechischen Gottes Hermes, Caduceus, soll aus Haselholz bestanden haben, ebenso der Lebensstab der griechischen
Schicksalsgöttin Lachesis, die mit diesem die Lebensfäden jedes Menschen abmaß.
Aber auch der Stab Moses soll aus Haselholz gewesen sein, hat die Haselrute Moses gezeigt, wo in der Wüste Sinai Wasser für das
verdurstende Volk der Israeliten zu finden war?
Als Glücksbringer und Fruchtbarkeitssymbol wurden in Rom, in England und in Südwestdeutschland der Braut bei der Hochzeit ein Korb mit
Haselnüssen geschenkt, oder man bewirft das Brautpaar mit Haselnüssen. Im alten Rom warf der Bräutigam Nüsse unter die Gäste.
Abwesende Feinde konnten damit geschlagen werden, man musste nur ein getragenes Kleidungsstück der betreffenden Person nehmen und es mit
der Haselrute schlagen, dann spürte der Betroffene die Hiebe. Allerdings musste der Schnitter stumm bleiben und beim Schneiden sein Gesicht
nach Osten wenden. Dann aber: Ein altes Kleidungsstück nehmen, den Namen des zu Verprügelnden darüber sprechen und mit der Rute nach Herzenslust
darauf eindreschen. Das soll dem Geschmähten ziemlich wehtun. Beweise für den "Haselzauber" finden sich allerdings keine.
Die Redewendung: „jemanden mit Haselsaft erquicken“ soll darauf basieren. Kinder durften nicht mit Haselruten geschlagen werden,
weil der Schlag der Rute angeblich Missbildungen hervorrief.
Der Glaube an die Wünschelrute blieb bis ins 17. Jahrhundert allgemein verbreitet. Man wollte Schätze, Metalladern und Quellen damit aufspüren.
Deshalb durften die Ruten nur mit einem Feuerstein geschnitten werden und niemals mit Eisen in Berührung kommen. Geschnitten wurde nur Fastnacht,
am Dreikönigsfest und zu Johanni. Diese Verwendung ist etwa in Georgius Agricolas „De re metallica“ von 1556 abgebildet.
Der Gebrauch als Wünschelrute hat sich bis heute erhalten. Eine prosaischere Verwendung der Hasel erschließt sich aus der Redewendung
„jemanden mit Haselsaft erquicken“: als Prügelstock.
Bei heiligen Hildegard von Bingen war die Hasel nicht in hohem Ansehen: „Der Haselbaum ist ein Sinnbild der Wollust, zu Heilzwecken
taugt er kaum.“ Auch wetterte die heilige Hildegard über die "Wollust erzeugende" Haselnuss, so soll Pulver aus den Haselknospen,
gemischt mit Mauerpfeffer, Winden, der Leber eines geschlechtsreifen jungen Bockes und fettem Schweinefleisch, einem Manne dazu helfen,
Kinder zu zeugen - "wenn der gerechte Ratschluss Gottes dies nicht verhindert".
Trotzdem empfiehlt sie Haselnüsse, wie vor ihr schon Plinius, Dioskurides und Vergil, bei Erkältungen, Lungenentzündung und Impotenz.
Nüsse wurden nämlich mit Sexualität und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.
Diese sexuelle Bedeutung der Hasel ist etwa im Volkslied zu erkennen:
Die Nachtigall singt auf kein Tannenbaum,
Schlagt in der Haselnussstaudn...
Die Nachtigall singt nur während der Weibchensuche, nach der Paarung nicht mehr. Die Redewendung „in die Haseln gehen“ steht für ein Rendevous.
Die Volkssprüche „viel Hasel, viel Kinder ohne Vater“ und „der ist aus einer Haselstaude entsprungen“ weisen auf den außerehelichen Charakter
solcher Verbindungen hin.
Die in vielen Gegenden übliche Sitte, seiner Liebsten am 1. Mai ein Birkenbäumchen vor das Fenster zu stellen,
wurde durch das Setzen eines Haselstrauches abgewandelt und das betreffende Mädchen dem Spott übergeben. Aus der Normandie ist dieser Brauch
bereits aus dem Jahr 1393 belegt. Aufgrund dieser Sexualsymbolik wurde die Hasel als Aphrodisiakum verwendet: zu Pulver gebrannte Haselrinde
wurde ins Essen gemischt, oder es wurde Haselnussöl verwendet.
Der Druide Finegas lebte in Irland, in der Nähe des Flusses Boyne. Dort erzog er, so ungefähr im 3. Jhd. unserer Zeitrechnung,
einen Jungen mit dem Namen Fionn mac Cumhaill, der später der Führer der Fianna und sagenhafte Erbauer des „Giant's Causeway“ in Ulster werden
sollte. Dieser Fionn briet nun eines Tages im Auftrage seines Meisters einen Fisch, verbrannte sich dabei den Daumen, steckte
den schmerzenden Finger in den Mund und wurde daraufhin erleuchtet. Wenn er im späteren Leben jemals wieder ein Problem hatte, steckte er den
Daumen weit in den Mund und kaute mit den Weisheits(!)zähnen darauf herum – Problem gelöst. Dieses zunächst unerklärliche Phänomen der
plötzlichen Weisheit hatte eine ganz natürliche Ursache: Die „Haselnüsse des Wissens“ waren in den Fluss gefallen und vom „Salm der Weisheit“
gefressen worden. Das Fett von eben diesem Salm (Lachs), der auf dem Grill des Druiden gelandet war, hatte sich der kleine Fionn vom verbrannten
Finger gelutscht.
Hasel taugen aber nicht nur zum Fische füttern. Der Strauch ist so vielfältig und hat derartig magische Kräfte, dass mit der „lex ripuaria“
schon in frühfränkischer Zeit der Haselzauber verboten wurde. Genutzt hat´s nix. Noch heute gehen Wünschelrutengänger mit gegabelten Haselzweigen
auf Wassersuche. Und manch ein Wanderer hofft, dass der Hasel ihn vor Blitzschlag schützen möge – immerhin ist der Baum
Thor geweiht und der wird sein Eigentum ja wohl nicht durch Blitz und Donner zerstören.